Berîvan Aymaz

Wirtschaftspapier

Der Wirtschaftsturbo – für einen starken Wirtschaftsstandort Köln

Köln ist mit über 70 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr die wirtschaftsstärkste Metropole in NRW. Der vielfältige Branchenmix unserer Stadt, neben dem erfolgreichen Messestandort sind die Medien-, Kultur- und Kreativbranche sowie das Handwerk und der Tourismus. Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie wissensbasierte Industrieproduktion, die auf dem Austausch mit der starken Kölner Forschungs- und Hochschullandschaft basieren, möchte ich fördern und traditionelle Industrien und Branchen beim Finden von neuen Flächen, neuen Fachkräften oder bei ihrer Transformation in klimaneutrale Unternehmen unterstützen. Doch die Unternehmen unserer Stadt stehen vor Herausforderungen. Daher möchte ich als Oberbürgermeisterin konkrete Punkte vorlegen, um die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Köln zu verbessern.

  1. Zusammen – im Dialog: Für Fachdiskussionen und zur weiteren Entwicklung des Wirtschaftsstandortes möchte ich den bestehenden Dialog fortführen und neue Roundtables gründen und den regelmäßigen Wirtschaftsdialog vertiefen. Dadurch können einerseits Wirtschafts-Akteure und Expert:innen ihre Ideen, ihr Feedback und ihre Perspektive direkt einbringen und andererseits kann die Stadt ihr Vorgehen erläutern. Ziel ist es, die Akteure der Wirtschaft bei Veränderungen frühzeitig einzubinden. Im Verwaltungshandeln sollen mit diesem Input laufende Prozesse schneller angepasst und neue zielgenaue Lösungen erarbeitet werden. Denn Dialog und Transparenz schaffen Vertrauen.
  2. Eine attraktive Stadt für Fachkräfte: Wer in Köln eine Ausbildung macht oder hier studiert, soll bleiben können. In Köln gibt es rund 40.000 und 10.000 ausländische Studierende. Diese Menschen leben bereits hier und die sollten versucht werden zu halten. Denn sie haben meist eine Wohnung und können schnell in den Job einsteigen. Dafür braucht es ein Welcome Desk, das die Willkommenskultur für Menschen fördert und eine Anlaufstelle für Unternehmen ist, die internationale Fachkräfte nach Deutschland holen wollen. Willkommenskultur heißt auch, unsere Services in verschiedenen Sprachen anzubieten und möglich niederschwellige Orientierung für unsere Angebote zu geben.
  3. Eine digitale Stadt: Wir alle sind täglich mehrere Stunden mit dem Smartphone oder Laptop beschäftigt – für diese Nutzungsgewohnheit muss auch die Verwaltung aufgestellt sein. Die bisherigen digitalen Verwaltungsleistungen sollen weiter ausgebaut und KI systematisch eingesetzt werden, um Mitarbeitende zu entlasten, damit sie mehr Zeit für unsere Kund*innen haben. Damit neue Entwicklungen nicht erst mit Verzug in die Verwaltungsstrukturen aufgenommen werden, soll zukünftig enger mit Startups kooperiert werden, um Innovationslösungen und Digitales Mindset schneller in die Verwaltung zu holen. Pilotprojekte sollen Innovationen frühzeitiger im Verwaltungsumfeld getestet werden können.
  4. Ein handlungsfähiger Konzern Stadt: Der Konzern Stadt steht vor großen Aufgaben, um zukunftssicher die öffentliche Daseinsvorsorge zu sichern. Hier läuft vieles bereits gut – doch als Stadtspitze möchte ich hier auf eine stärkere Abstimmung aus dem Oberbürgermeisterinnen-Büro mit den Beteiligungen setzen, um aus verschiedenen Rollen an unseren gemeinsamen Zielen zu arbeiten.
  5. Schnelle Strukturen in der Verwaltung: Aktuell gibt es drei Dezernate, die sich mit dem Thema Wirtschaft oder städtischen Flächen beschäftigt sind. Es muss zur Beschleunigung von Prozessen vereinfachte Schnittstellen geben und Verwaltungsaufgaben, die die Wirtschaft betreffen, zusammengezogen werden. Unternehmerische Anliegen müssen priorisiert behandelt werden und dezernats- und amtsübergreifend einfache und digitale Prozesse etabliert werden.
  6. Strategisches Flächenmanagement: Es braucht ein vorausschauendes, digitales Flächenmanagement, das wirtschaftlich nutzbare Flächen und Nachverdichtungspotenziale aktiv identifiziert, entwickelt und sichert. Ziel ist es, Flächenkonkurrenzen frühzeitig zu entschärfen und Spielräume für Wachstum zu schaffen. Der Bedarf der Kölner Wirtschaft bis 2045 liegt bei etwa 500ha Fläche – dazu kommt der Flächenbedarf anderer Zwecke (Wohnen, Kultur, Freiflächen). Hier muss es eine durchsichtige Darstellung der verfügbaren, aktivierbaren Flächen geben und durch eine entsprechende Stelle koordiniert werden, welche Flächen an wen und für welche Zwecke bereitgestellt werden und wer diese vermarktet.
  7. Planungssicher in die Zukunft: Unternehmen, die in Köln wachsen oder sich hier ansiedeln wollen, müssen auf eine verlässliche Verwaltung treffen. Diese muss verbildliche Zeitschienen kommunizieren, damit Unternehmen ihre Investitionen planen können. Es muss zudem eine proaktive Kommunikation stattfinden und Unternehmen nicht warten gelassen.
  8. Infrastruktur zukunftsfest machen: Hier müssen wir ehrlich sein. Es braucht massive Investitionen in unsere Infrastruktur: Verkehrsinfrastruktur, Digitalisierung und Energieversorgung. Das Ziel ist eine klare Priorisierung, was notwendig ist, damit Kölns Wirtschaft weiter wirtschaften und wachsen kann. So kann sichergestellt werden, dass Köln trotz hoher Standort- und Lohnkosten gegenüber anderen Regionen in Europa konkurrenzfähig bleibt. Hindernisse, wie Dauerbaustellen auf Straßen und Bahntrassen sind auch unter dem Gesichtspunkt zu beschleunigen, dass sie ansonsten unnötige Belastungen für Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darstellen.
  9. Standortcluster für eine strategische Standortentwicklung: Köln ist Dienstleistung-Standort, Medienhauptstadt und Gaming Metropole. Doch nicht nur das – viele andere Branchen sind hier stark vertreten – und das ist gut so. Doch eine Festlegung von Schwerpunkten ermöglicht, hier noch engere Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt aufzunehmen. Dafür Förderprogramme aufsetzen, um die Transformation von Branchen zu begleiten und beispielsweise Kreislaufwirtschaft oder Gemeinwohlbilanzierung zu fördern.
  10. Gaming als wichtigen Wirtschaftsfaktor ausbauen: Jedes Jahr findet in Köln die Gamescom statt, die weltweit Beachtung findet und für Köln und die Messe eine Erfolgsgeschichte ist. Während der Gamescom wird das fünf - bis siebenfache der Einnahmen der Gamescom durch den dadurch entstehenden Tourismus erwirtschaftet. Gaming ist aber auch ganzjährig wichtiger Wirtschaftsfaktor für Köln. Der stetig wachsende Wirtschaftszweig ist mit Abstand die umsatzstärkste Medienindustrie. Dieser sollte gestärkt und Köln als Gamingstadt etabliert werden. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt ist auch der gesellschaftliche Mehrwert der Gamingbranche ein Grund, diese zu unterstützen und zu fördern. Denn bei der Entwicklung neuer Spiele werden nicht selten auch aktuelle gesellschaftliche Themen aufgegriffen, verarbeitet und sogar Lösungsansätze aufgezeigt. Zudem zieht die Videospielindustrie diverse Fachkräfte aus Informatik, Forschung und Kunst nach Köln. Köln muss diesen Wirtschaftszweig gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung, sowie dem Game e.V. weiter fördern und zur Bundeshauptstadt der Videospielindustrie heranwachsen.
  11. Start-Ups, Handwerk, Mittelstand und Familienunternehmen: Köln ist umgeben von einer exzellenten Forschungslandschaft und diesen Vorteil will ich noch stärker nutzen, Start-Ups bei der Gründung zu unterstützen und aus ihnen langfristig kleine und mittelständische Unternehmen werden zu lassen, die gute, langfristige Jobs bieten. Das Handwerk will ich durch die Stärkung der dualen Berufsausbildung, insbesondere durch die Förderung von Azubi-Wohnheimen beim Nachwuchs und der Unternehmensnachfolge unterstützen.
  12. KölnBusiness Wirtschaftsförderung GmbH: Ich werde als Oberbürgermeisterin weiter auf die Rolle der KölnBusiness Wirtschaftsförderung GmbH als agiles Beiboot der Stadtverwaltung setzen, welches die Wirtschaft bei Gründungen, Beantragung von Fördermitteln oder in der Kommunikation mit der Stadtverwaltung unterstützt.
  13. Regionale Standort-Kooperation stärken: Kölns Fläche ist begrenzt, schon heute gibt es Bedarfe, die alle für sich berechtigt sind, jedoch in Köln nicht alle gleichzeitig umgesetzt werden können. Ich setze mich für eine feste strategische Allianzen mit dem Umland – u.a. im Rahmen einer regionalen Wirtschaftsstrategie ein – um Standortvorteile gemeinsam zu nutzen, Flächen intelligent zu verteilen und die Region als wirtschaftliche Einheit zu stärken. Köln ist der ideale Standort für Headquarter (Gewerbesteuerzahler) und die Region ein idealer Partner für flächenintensive Nutzungen.

 

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